KEINE EINZELHALTUNG bei Kaninchen und Meerschweinchen!

 

Kaninchen wie auch Meerschweinchen sind hochsoziale Gruppentiere, deren natürlicher Lebensform ein Dasein in großen, strukturierten Gruppen entspricht. Beide Tierarten haben ein komplexes Sozialverhalten, welches sich nur mit artgleicher Gesellschaft ausleben lässt. Einzeln gehaltene Gruppentiere stumpfen ab, entwickeln massive psychische Probleme und führen ein tristes und freudloses Leben.

 

Der Mensch ist in diesem Fall kein geeigneter Sozialpartner! Egal wie viel Liebe, Mühe und Zeit man als Kaninchen- oder Meerschweinchenbesitzer in die Betreuung investiert, man kann artgleiche Gesellschaft nicht ersetzen! Menschen entsprechen weder von Größe und Aussehen einem echten Sozialpartner, noch sind wir in der Lage so mit unseren Kaninchen und Meerschweinchen zu kommunizieren, wie es ein echter Sozialpartner kann.

 

Stellen Sie sich vor man sperrt Sie ohne Telefon, Radio und Fernseher zusammen mit einem Auto in eine Garage. Sie können das Auto berühren, mit ihm sprechen, es anschreien, es ignorieren – Sie werden jedoch keine Gegenreaktion bekommen, zumindest keine die Sie verstehen. Sie werden langsam aber sicher beginnen sich mit der Situation abzufinden – was sollen Sie auch machen, es bleibt Ihnen ja keine Wahl. Sie werden sich arrangieren. Aber glücklich sind Sie damit nicht. Und Sie werden es auch nie sein. Egal wie schön, groß und toll das Auto ist, welches Ihnen mehr schlecht als Recht Gesellschaft leistet. Und so geht es einem einzellebenden Kaninchen oder Meerschweinchen, welches außer dem Mensch keine Möglichkeit hat sozial zu interagieren. Es arrangiert sich, bleibt aber unglücklich und unzufrieden.

 

Zudem können einzellebende Tiere – gerade Kaninchen – vielseitige Verhaltensstörungen entwickeln. Aggressionen gegen den Menschen, aber auch gegen sich selbst – in Form von Fellausreißen, übermäßigem Putzen – sind keine Seltenheit. Des Weiteren tritt auch oft massiv stereotypes Verhalten, wie Kreislaufen, Gitternagen oder Ähnliches auf, weil die Tiere versuchen Ihre unerfüllten Sozialbedürfnisse anderweitig zu kompensieren bzw. zu kanalisieren. Ein solches Verhalten ist auch oft mit einer späteren Vergesellschaftung kaum mehr zu beheben und kann dazu führen, dass ein Kaninchen oder Meerschweinchen extreme Probleme bekommt, sollte es dann doch irgendwann einen adäquaten Sozialpartner bekommen. Diese Tiere müssen dann sehr behutsam und geduldig an ein Leben als Gruppentier herangeführt werden, obwohl dies ihnen eigentlich verhaltenstechnisch angeboren ist und zum natürlichen Grundverhalten zählt.

 

Die Wahl des richtigen Partners...

 

... ist wahrlich kein Kinderspiel.

 

Die erste Regel ist hier: ein Kaninchen ist kein adäquater Sozialpartner für ein Meerschweinchen und umgekehrt! Leider wird schon seit Jahren, sogar in verschiedenen Fachbüchern, das Gegenteil propagiert, obwohl eine Vergesellschaftung von Kaninchen und Meerschweinchen vollkommen gegen die Natur der beiden Tierarten geht!

 

Kaninchen sind extrem körperbetonte Tiere, die gerne Kuscheln und sich gegenseitig ausgiebig putzen. Bei Meerschweinchen wird nur unter Todesangst gekuschelt und gegenseitiges Putzen ist hier massiv dominantes Verhalten, welches zur extremem Stress bei dem Tier führt, welches geputzt wird. Außerdem sind Kaninchen in der Regel wesentlich größer, schwerer und agiler als ein Meerschweinchen und ein Kaninchen im Rennflash hat nicht selten schon einem Meerschweinchen den Tod oder zumindest schwere Verletzungen eingebracht. Bei ausreichend Platz, einem Gehegebereich nur für die Meerschweinchen und bei mehreren Tieren pro Art, ist eine gemeinsame Haltung zwar möglich, aber sicher nicht das absolute Optimum! Deshalb sollte man sich nach einem artgleichen Partner umsehen und wenn beide Tierarten im Haushalt vorhanden sind eine getrennte Haltung präferieren!

 

Bei Kaninchen verstehen sich Männchen und Weibchen häufig am besten. Auch gleichgeschlechtliche Freundschaften können gut gehen wie zum Beispiel bei zwei kastrierten Männchen. Unkastrierte Weibchen haben ein erhöhtes Konfliktpotenzial, wenn nicht genügend Platz zur Verfügung gestellt wird, denn sie unterliegen hormonellen Schwankungen, sind teils recht revierbezogen und tendieren zum Zicken. Zwei Weibchen eignen sich daher eher nicht als Gruppenkonstellation.

 

Wer nun aber meint, ein Paar aus unkastrierten Rammlern sei ein passendes Paar, der irrt sich ebenfalls. Rammler haben ab dem 3. Lebensmonat eine dauerhafte Testosteronproduktion, was wiederum für gesteigertes Sexual-, Dominanz-, Revierverhalten sorgt. Die Beiden würden sich gegenseitig heftig bekämpfen, was unter Umständen zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen kann. Männchen sollten also immer ab der 10. Lebenswoche kastriert werden. Auch würde ein lange angelerntes Sexualverhalten eventuell nicht mehr verlernt werden, das sorgt für unnötigen Stress bei dem Tier und seinem zukünftigen Partnertier.

 

Am Besten eignen sich also bei Kaninchen ein kastriertes Männchen mit einem kastrierten Weibchen. Alternativ können sich auch zwei kastrierte Rammler sehr gut verstehen. In größeren Gruppen mit mehr als 2 Kaninchen sollte generell ein Überschuss an kastrierten Rammlern bestehen. Meistens funktioniert die Gruppenhaltung am besten mit nur einer kastrierten Häsin und mehreren kastrierten Rammlern. Außerdem sollte auf eine gerade Anzahl an Tieren geachtet werden, da sonst gerne ein Tier außen vor ist.

 

Für Meerschweinchen gilt, dass eine Gruppe aus mindestens drei Tieren bestehen sollte, wovon eines ein kastrierter Bock sein sollte. Meerschweinchen leben in der Regel in Haremsgruppen, d.h. ein Bock mit x Weibchen. Diese Gruppenkonstellation sollte auch auf jeden Fall für die Haltung in Menschenhand übernommen werden. Hat man nur ein Weibchen zusammen mit einem Bock, kann es zu Stress kommen, da selbst kastrierte Böcke ein ausgeprägtes Sexualverhalten haben und somit alles an einem Weibchen ausleben, sodass dieses kaum Ruhe findet. Ab zwei Weibchen pro Gruppe verteilt sich das männliche Werben und Flirten auf mehrere „Schultern“ und entspricht somit dem natürlichen Verhalten innerhalb eines Harems.

 

Eine reine Weibchengruppe ist bei Meerschweinchen zwar grundsätzlich möglich, trägt aber ein erhöhtes Konfliktpotential mit sich. Den weiblichen Tieren fehlt der männliche Part zum Ausgleich und es kann zu massiven Streitereien kommen. Denn der Bock sorgt in seinem Harem nicht nur dafür, dass die weiblichen Tiere sobald sie paarungsbereit sind (was alle 28 Tage der Fall ist) umworben werden, er schlichtet auch Streit und regelt die Rangordnung innerhalb der weiblichen Tiere.

 

Mehre männliche Tiere sind bei Meerschweinchen eine Kombination, die absolut nicht zu empfehlen ist! Zwar können sich zwei oder mehrere kastrierte (im besten Fall sogar frühkastrierte) Tiere gut verstehen, wenn sie ausreichend Platz haben. Sie können aber nicht mal die Hälfte ihres angeborenen Sozialverhaltens ausleben. Ein Meerschweinchenbock ist ein geborener Casanova. Er will flirten, umwerben und seine Weibchen zusammenhalten und verteidigen. In einer reinen Männergruppe kann dieses Verhalten nicht gezeigt werden und dies führt in der Regel zu massivem Streit und dazu, dass die Tiere letztlich getrennt werden müssen.

PS: Wer einmal Kaninchen und Meerschweinchen im Sozialverband erlebt hat, kann nicht mehr reinen Gewissens behaupten, ein Partner sei für ein Einzeltier nicht nötig.

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Leider haben wir heute ganz furchtbare Nachrichten für euch und sind selber völlig niedergeschlagen und fassungslos. Wir fühlen uns ohnmächtig und unfassbar traurig, denn unser Günther ist letzte Woche leider verstorben.

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